Kalenderart

Arten von Kalendern

Geht man einmal nicht vom marketingträchtigen englischen Sammelbegriff für „Kunst“, also „art“, aus, behandeln wir hier wirklich die „Arten“ von Kalendern. Die klassischsten Formen sind wohl die in Stein gehauenen prägnanten Umweltmerkmale zu einem bestimmten Zeitpunkt, also z.B. eine Wildtierherde mit einem Halbmond in einem bestimmten Winkel darüber. So konnten sich bereits Urmenschen in der Steinzeit bei relativer Konstanz der Bezugspunkte (hier des Mondes und der Tiere) den Zeitpunkt von Beutetierwanderungen „abspeichern“ und mit dem „Ist-Zustand“ (Mondstellung) vergleichen und sich damit auf ein bevorstehendes Ereignis ein wenig vorbereiten. Ob in solchen "Steinkalendern" bereits nur leicht mit Fell bedeckte weibliche Mitglieder der Horde Darstellung fanden, kann nicht belegt werden. Damals bot wohl die Jagd selbst noch genug Anregung für die Herrn der Schöpfung, respektive der Evolution. Damit ist diese Kalenderart sehr rudimentär, sie bereitet jeweils nur den Zeitpunkt eines Ereignisses vage auf.

Die absolut spartanischste Version ist wohl ein Kalender, der die einzelnen Tage des Jahres lediglich in einem festgelegten Zahlenreihenformat auflistete. Da diese Form sehr praktisch, aber doch recht langweilig war, wurden schon in der Antike einzelne Daten mit religiösen oder auch „verwaltungstechnischen“ Ereignissen wie z.B. mit bestimmten Besteuerungen verbunden. Gerade die Verankerung religiöser Ereignisse prägte sich im Laufe der Zeit sehr stark aus und führte zu der festen Verankerung des Kalenders in den Alltag, wie wir es auch heute noch kennen. Wir gedenken dabei gleichwohl wiederum einer sehr verbreiteten Kalenderart, dem „Abreißkalender“. Wer kennt es nicht, vielleicht einige nur von den Großeltern, die morgendliche Zeremonie beim Abreißen des vergangenen Tages, verbunden mit dem Lesen des Textes auf der Rückseite des Kalenderblattes. Auch hier waren religiöse Texte der Renner, aber mittlerweile gibt es eine enorme Themenbandbreite vom Ostfriesen-Witze-Katalog bis zu einschlägig erprobten Küchenrezepten. Eine Bebilderung dieser Kalendarien ist aber bis heute nicht üblich.

Neben der hauptsächlichen Funktionalität, uns jeden Tag aufs Neue daran zu erinnern, dass wir wieder einen Tag älter geworden sind und so mancher Bekannte oder Verwandte sogar ein ganzes Jahr, bieten die meisten Kalender dagegen auch eine Art der optischen Entspannung oder Anregung. Erster Fall sollte eintreten, wenn der neue Monat wieder ein wunderbares Alpenpanorama mit friedliebenden Kühen auf einer blühenden Bergwiese preisgibt, letzteres gilt dann eher für die einschlägigen Kalender in vielen Kfz-Werkstätten. Eines haben diese aber gemeinsam: Bilder, welche das Datum begleiten, sollen beim Betrachter bestimmte Emotionen auslösen. Dies bewerkstelligen solche Fotokalender in recht unterschiedlicher Art und Weise.

Bei manchen Vertretern der „Foto-Kalender-Art“ kann man sich zudem nicht mehr wirklich sicher sein, ob die Funktionalität der Datumsanzeige überhaupt vom Designer/Layouter berücksichtigt wurde. Und wer interessiert sich schon noch fürs Datum, wenn ein leicht oder nicht bekleideter Bildinhalt, der einigermaßen ins Beuteschema des Betrachters passt, sich aufreizend zwischen einschlägigen Accessoires dahinräkelt. Aber in diesem Zuge müssen wir uns wohl eingestehen, dass auch das Betrachten schöner Landschaften bestimmte Sehnsüchte in uns auslösen dürfte. So erinnern uns die Fotokalender nicht nur an das „Jetzt“ in Form des aktuellen Datums, sondern auch an das „Gestern“ in Form der Bilder, die immer eine Momentaufnahme der Vergangenheit sind, und zuletzt an das „Morgen“, wenn wir uns beim Betrachten vielleicht danach sehnen, dass der Tag endlich vorbei wäre oder wie schön es sein könnte, dem Playmate des Monats eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu verkaufen...